Fans feiern Klassiker und Neues
Bob Dylan startet Deutschlandtour
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Auf der "Never Ending
Tour": Bob Dylan. Foto: Archiv
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Hamburg (rpo). 60 Jahre und immer noch auf Tour. In Hamburg hat Bob Dylan am Dienstagabend vor begeisterten Fans seine Deutschlandtour begonnen. Er präsentierte neben vielen Klassikern auch Songs seiner im vergangenen Jahr erschienen CD "Love and Theft".
Niemand kann seine Lieder so anders spielen wie Bob Dylan. "The
Times, They Are A-Changing" hat er vielleicht schon hunderte
Male auf den Bühnen dieser Welt gespielt, aber wohl noch nie
genau so wie an diesem Dienstagabend in der Hamburger Sporthalle.
Der optimistische Dreivierteltakt wurde durch einen pessimistischen
Bluesrhythmus ersetzt, der rebellische Gesang der 1963 erstmals
aufgenommenen Polithymne weicht einem nachdenklichen, ja fast nachsichtigen
Ton.
Es war das erste Konzert in der Hamburger Sporthalle seit dem 11.
September, freute sich der Kioskbesitzer gegenüber. Etliche
der rund 4.000 Fans sorgten bei ihm beim ersten von neun Hallenkonzerten
in Deutschland für zusätzliche Einnahmen, die seit den
Anschlägen wegen Konzertabsagen ausgeblieben waren. Ausgerechnet
an diesem 11. September veröffentlichte Dylan sein 43. Album
"Love And Theft" und hielt sich im Gegensatz zu vielen
Kollegen danach von patriotischen Sondereinsätzen fern.
Dylan bleibt damit als Künstler souverän - compassionate,
nachsichtig, ja mitleidig beginnt er das Konzert mit einem Country-Song.
Dann kommt das völlig verwandelte Lied von den Zeiten, die
sich ändern und hingebungsvolle Versionen von "Desolation
Road" und "Girl From The North Country". Dylan singt
keinen Text mehr so schneidend, ja kalt wie einst, die dunkler gewordene
Stimme ist mild und hebt nur hin und wieder zum Zeilenende ironisch
die Betonung - vor allem bei alten Gassenhauern wie "Don't
Think Twice" und der allerletzten Zugabe nach zweieinviertel
Stunden, "Blowin' In The Wind". Zum Schluss geht Dylan
vor seinem Publikum kurz in die Knie - eine Geste, die er vor dieser
"Live And In Person"-Tournee noch nie gemacht haben soll.
Die Show vor einem hin und wieder reizvoll illuminierten Faltenvorhang
und dem gerade gewonnenen Oscar auf seinem Gitarrenverstärker
hat sich bis dahin zu einem Rockmusik-Erlebnis der allerersten Güte
entwickelt. Die hervorragend aufeinander eingespielte Band improvisiert
nach Herzenslust unter einer stoischen Regie des Meisters, der im
Zentrum zwischen seinen beiden Gitarristen Larry Campbell und Charlie
Sexton steht. Dahinter wachen Bassist Tony Garnier und Schlagzeuger
David Kemper auf jede Geste Dylans. Wenn er zum Beispiel zur Mundharmonika
greift und vier Finger kurz hebt, wird der Song mal eben um vier
Takte verlängert.
"Das Beste muss noch kommen"
Das Wechselspiel zwischen den drei Gitarristen - Dylan gibt hier
die Töne vor, auf denen die beiden Virtuosen improvisieren
- macht den Auftritt zum Unikat. Denn hier und jetzt wird nicht
nur ein Programm abgearbeitet. Die Musik kommt authentischer, auch
klanglich besser als von jeder Tonkonserve - auch Dylans eigenen.
Denn die Musiker bestimmen den Ton, piano oder forte, und kein Tontechniker
manipuliert daran herum.
Gespielt hat Dylan viele seiner bekanntesten Lieder, aber auch
neue wie den "Lonesome Day Blues". Manchmal wünscht
man sich, dass der Anfang nie aufhören möge, diese langen
und doch kurzweiligen Expositionen musikalischer Strukturen durch
das Konzert dreier Gitarren mit Bass und Schlagzeug. Es gibt keine
Brüche zwischen den akustischen Teilen und den elektronisch
verstärkten rockigen Darbietungen. Bei Dylans Improvisationslust
war nicht jedes Lied erkennbar. "Hard Rain" und das unglaublich
veränderte "Like A Rolling Stone" waren die leichten
Übungen, bei anderen Songs war es, als ob mehrere Lieder ineinander
verwoben und durch Weglassen von Schlüsselzeilen schwer identifizierbar
gemacht wurden.
"Ich habe mein Leben gelebt", heißt es in einer
Zeile des noch 60-jährigen. "Das Beste muss noch kommen,
wenigstens für mich" singt er in einer anderen. Es muss
etwas anderes als Musik sein. Denn besser kann Folk, Blues und Rock
in einer Arena nicht klingen.
Weitere Termine: 11.04. Berlin (Arena), 12.04. Leipzig (Messehalle),
13.04. Hannover (Stadionsporthalle), 15.04. Frankfurt/Main (Jahrhunderthalle),
16.04. Stuttgart (Schleyerhalle), 17.04. München (Olympiahalle),
24.04. Nürnberg (Frankenhalle), 27.04. Oberhausen (Arena).
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