Schweizer Zeit 12:15, Dienstag
23.04.2002
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Never ending Bob
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Bob Dylan in einer Aufnahme vom 27. Februar 2002
in Los Angeles. [Keystone Archive]
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Bob
Dylan war in Zürich. Nuschelnd-näselnd sang und spielte er
sich durch sein immenses Repertoire. Nach zweieinhalb Stunden
verbeugte er sich und ging. |
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Mit
Cowboy-Hut und schwarzem Mantel betrat der bald 61-Jährige die
Bühne im bestuhlten Zürcher Hallenstadion. Begleitet wurde er
von seiner souveränen Band - den Gitarristen Charlie Sexton
und Larry Campbell, Bassist Tony Garnier und Drummer David
Kemper.
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Nuschelnd, näselnd,
krächzend
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Am
Konzert am Sonntagabend präsentierte er einen Querschnitt
durch sein Schaffen, das Country, Rock'n'Roll, Swing, Folk und
Blues umfasst. Stupend ist Dylans Gitarrenspiel. Aber er
nuschelte, näselte und krächzte, dass einem Angst und Bange
wurde - wie eine "Nebelkrähe", merkte ein Fan an.
Dylan erstaunt immer wieder, im Guten wie im
Schlechten. Dylan-Kenner wissen: Das Wippen der Knie zeigte,
dass er gut gelaunt war an diesem Abend. Die Country-Stücke zu
Konzertbeginn erinnerten an den Wilden Westen - unter ihnen
der süsslich mit Mandoline vorgetragene Klassiker "The Times
They Are A-Changin'".
Die 8000 Fans nahmen die ersten
Songs mit zwar warmem, aber doch verhaltenem Applaus zur
Kenntnis. Mit dem fünften Song "Solid Rock" gewann das Konzert
an Tempo und Kraft: Das Publikum zeigte sich begeistert
darüber, dass der Sound rockiger und bluesiger
wurde.
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Atmosphäre von grosser
Intensität
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Die
Musiker kamen zunehmend zur Geltung, insbesondere das
Gitarrenspiel beeindruckte durch Improvisation und Präzision.
Dylan und Band gelang es vor allem bei akustischen Stücken,
eine Atmosphäre von grosser Intensität zu schaffen. Längere
Instrumental-Passagen erzeugten psychedelische Stimmungen, die
entfernt an die einstige Kultgruppe Grateful Dead erinnerten.
Aus dem jüngsten, hochgelobten Album "Love And Theft"
spielte Dylan lediglich drei Stücke, darunter das
rockabilly-artige Stück "Summer Days". Ansonsten lieferte das
Quintett weitgehend Lieder aus den 60er Jahren ab.
Nach dem bluesigen Stück "Rainy Day Women"
verabschiedete sich Dylan von der Bühne. Nach minutenlangem
Klatschen und heftigem Stampfen im Publikum kehrte der grosse
Meister für fünf Zugaben zurück. Darunter waren auch
Klassiker, die bei einem richtigen Dylan-Konzert einfach nicht
fehlen dürfen.
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Neues aus altem
Material
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Dabei zeigte Dylan ein weiteres Mal, wie er aus
altem Material Neues erschaffen kann. Die akustische Version
von "Blowin' In The Wind" kam derart schrill daher, dass das
Lied kaum wiederzuerkennen war. Solche Versionen können
irritieren, für echte Dylanologen sind diese aber erst recht
ein Beweis für die unerschöpfliche Kunst des grossen Singers
und Songwriters.
Dylan gilt zwar als
Geschichtenerzähler, ein Mann der grossen Worte ist er aber
nicht. Nicht ein "Hello" bekamen die Fans zu hören. Nach jedem
Lied wurde es dunkel auf der Bühne, bis die ersten Takte des
nächsten Songs ertönten. Ebenso verabschiedeten sich die fünf
Männer: mit einem stummen Verbeugen. Bob Dylan war in Zürich.
swissinfo und Vincenzo Capodici und Petra Stöhr
(sda)
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22.04.2002 - 16:20
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