Natürlich, so lange die Leute
hingehen, weil sie den wichtigsten und möglicherweise besten
Rockpoeten dieses Universums erleben wollen. Weil sie Zeuge werden
wollen, wie hier einem seine eigene Legende völlig wurscht ist.
Spannend war das, und manchmal richtig gut.
Erst mal gab’s eine Stunde Country. Mit säuselnder
Pedal-Steel-Gitarre, Zupfbass und schrill näselnden Vocals vom
Meister schrammelten sich die Elitemusiker elegant durchs
Western-Land der harmlosen Gitarrenlicks, bis uns Dylan mit einem
extrem herausgewürgten „Cry A While“ rüde das Bier aus der Hand zog.
Jetzt war der Saloon geschlossen, und der Chef aller Protestsänger
badete die nächste Stunde im Rock’n’Roll. Zog die Silben lang und
länger und krächzte dabei wie ein Rabe auf Crack.
Will uns Dylan einen schönen Abend machen (soweit zu erkennen,
hat er etwa 20 Klassiker gespielt), uns eine Nase drehen oder ist
ihm das alles egal? Oder will er einfach nur gehört werden? Die
Botschaft haben ihm ja immer die andern rein interpretiert.
Vielleicht rächt er sich jetzt dafür mit Konzerten, zu denen man
eben hingehen muss.